Tuning in Deutschland - Teil II
ZURÜCK ZUR ÜBERSICHTHaben Dir die Fotos der Tuningsünden am Ende des ersten Teils unserer Story den Atem geraubt? Kreativität kennt bekanntlich keine Grenzen, nichtsdestotrotz müssen die gesetzlichen Vorgaben gerade beim Tuning erfüllt werden. Wie versprochen bringen wir hier den 2.Teil über die Möglichkeiten, legal zu tunen.
Alles TÜV oder was?
Für legales Tuning bedarf es Belege, die über das Bastlerglück entscheiden können. Sind die geforderten Papiere nicht vorhanden, kann schnell die Zulassung des gesamten Fahrzeuges erlöschen – und der Versicherungsschutz dazu. Im Tuning-Bereich sind dabei für unterschiedliche Bauteile auch unterschiedliche Vorschriften vorhanden.
TÜV-Prüfeinrichtungen verpflichten sich, alle nationalen und internationalen Anforderungen wie Normen, Gesetze und sonstige Regelwerke einzuhalten. Soll heißen, dass offizielle TÜV-Gutachten für die jeweiligen Geltungsbereiche verbindlich sind und dem Endverbraucher auch die gewünschte Sicherheit geben, dass z. B. TÜV-zertifizierte Felgen den gesetzlichen Vorgaben entsprechen.
Aber reicht der TÜV, damit ich meine Wunschfelge an meinem Fahrzeug montieren darf?
Grundsätzlich kann auf diese Frage mit JA geantwortet werden. Jedoch beinhaltet das TÜV-Zertifikat, am Beispiel der Felgen, noch keine Betriebserlaubnis zur Benützung im öffentlichen Straßenverkehr.
Hier ein Überblick anhand der deutschen Gesetzgebung als Orientierungshilfe:
Manchmal genügen sogenannte Teilegutachten, EG-Typgenehmigungen und eine allgemeine Betriebserlaubnis für Fahrzeugteile. Für andere bauliche Maßnahmen hingegen bedarf es der Einzelabnahme bei einer staatlich anerkannten Prüforganisation wie eben TÜV, DEKRA und Co.
Das Teilegutachten
Im Teilegutachten stehen genaue Hinweise und Auflagen, damit das jeweilige Anbauteil ordnungsgemäß und sicher am Fahrzeug montiert werden kann. Die Auflagen dienen auch einem TÜV-Prüfer als Grundlage. Neben dem genauen Fahrzeugtyp sind auch die entsprechenden Teilenummern des Anbauteils aufgeführt. Diese Teilenummern müssen sich auch am Anbauteil befinden, damit festgestellt werden kann, ob das verbaute Teil (z. B. Felgen) auch zu dem vorgelegten Gutachten passt. Weiterhin sind entsprechende Umbau- und Anpassungsarbeiten im Teilegutachten vermerkt. Bei Alufelgen werden beispielsweise explizite Vorgaben zur Weitung der Kotflügel gegeben oder zusätzliche Abdeckungen vorgeschrieben.
Allgemeine Betriebserlaubnis (ABE)
Die ABE ist die amtliche Erlaubnis zum Betrieb eines serienmäßig hergestellten Kraftfahrzeuges. Die Verwendung von Alufelgen ohne zusätzliche Begutachtung durch Prüfdienste erlaubt die Fahrzeugteile-ABE. Es kann durchaus sein, dass Sie sich für ein Traumfelgen-Design entschieden haben, das für Ihr Fahrzeug nicht zugelassen ist. Bei der großen Vielfalt der Autohersteller und Typen sollten Sie vor dem Felgenkauf einen Blick in die ABE werfen.
Für Reifen- und Felgenkombinationen, die nicht in der Fahrzeug-Betriebserlaubnis erfasst sind, nennen Automobilhersteller freigegebene Alternativen. Diese dürfen mittels einer Begutachtung nach § 19 (2) StVZO und einer Eintragung in den Fahrzeugpapieren gefahren werden. Sollte keine ABE vorhanden sein, lässt sich diese über die eingegossene KBA-Nummer und einem Anruf beim Kraftfahrtbundesamt identifizieren. Das KBA sendet die korrekte ABE auf Wunsch kostenpflichtig per Post zu.
Die Montage von Rädern, die laut ABE keinerlei Umbauten am Fahrzeug erfordern, muss auch nicht nach § 19 (2) begutachtet werden. Mindestvoraussetzung ist aber, dass sich Fahrwerk und Bremsanlage des Fahrzeuges im Originalzustand befinden.
Beispiel Deutschland - Nie ohne ABE fahren!
Die Montage anderer Felgen als die Originalen bedarf grundsätzlich einer ABE, ausgestellt durch das Kraftfahrtbundesamt. Die FaABE liegt neu gekauften Felgen bei und ist immer mitzuführen, ansonsten droht ein Bußgeld. Den Auflagen in den jeweiligen ABEs ist unbedingt Folge zu leisten. Die Nichteinhaltung kann ebenfalls zu einem Bußgeld und einem Vormerk-Punkt im Führerscheinregister führen. Wer keine ABE besitzt, fährt ohne Zulassung und muss mit drei Punkten und mit erheblichem Bußgeld rechnen.
ECE – absolut genehmigungsfrei
ECE steht für „Economic Commission for Europe“ und wird als großes E in einem Kreis dargestellt. Trägt eine Felge diese Kennzeichnung, wird damit garantiert, dass alle erforderlichen Prüfungen und Genehmigungen durchgeführt wurden. Für Autofahrer bedeutet das: Die Felge muss keine weiteren Tests oder Verwaltungsverfahren, zum Beispiel durch den TÜV, durchlaufen. Das gilt nicht nur für Deutschland, sondern auch in allen am ECE-Verfahren teilnehmenden Ländern (z. B. Schweiz und Österreich). Eine ECE-Alufelge darf auch ohne einen Eintrag in die Fahrzeugpapiere betrieben werden. Das ist der große und maßgebliche Unterschied zum Teilegutachten und zur Fahrzeugteile-ABE.
Echtes Know-how oder Abzocke
Als ausschlaggebendes Kriterium beim Kauf von Alufelgen steht für die meisten Endkunden der Preis. Darum unsere dringende Empfehlung, nicht auf marktschreierische Anzeigen mit Tiefpreisgarantie und vermeintliche Gutachten gleich mit dem Klick auf den Kaufbutton zu reagieren. Nehmen Sie sich ein wenig Zeit und gustieren Sie, denn das Angebot ist groß und bei diesen teils sehr komplexen Informationen ist es umso wichtiger, den Überblick zu bewahren. Grundsätzlich gilt: Es ist nicht alles legal, was gefällt! Darum ist es ratsam, sich beim Kauf der Wunschfelge zu informieren, denn Nichtwissen schützt vor Strafe nicht!
Apropos Überblick. Welche Felge zu welchem Auto passt und in welchem Design es auch verfügbar ist und ob all das den gesetzlichen Rahmenbedingungen entspricht, können Sie sich ganz einfach selbst beantworten. Wir stellen Ihnen dafür einen kleinen, aber sehr effizienten Helfer zur Seite – den 3D-Felgenkonfigurator. Dort können Sie Ihr persönliches Fahrzeug mit Ihren Wunschfelgen schnell und unkompliziert konfigurieren. Technisch 100 Prozent geprüft – garantiert. Gerne zeigen wir Ihnen auch gleich, bei welchem Händler in Ihrer näheren Umgebung Sie nicht nur eine fachkompetente Beratung, sondern eine fachkundige Montage erhalten. Aber jetzt genug der vielen Worte. Probieren Sie es einfach selbst aus und überzeugen Sie sich von legalem Tuning!